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Obdachlosenhilfe

Einsatz gegen die Kälte - eine Rückschau

„Danke“, sagt Herbert kurz und zieht sich seine Kapuze noch etwas tiefer ins Gesicht. Gerade seinen Namen  verrät er noch. Dann verschwindet er mit seinem neuen Schlafsack auch schon wieder im Dunkel der Nacht. Ob er nicht auch noch ein Hygieneset wolle, ruft ihm ein ASB-Helfer hinterher. Nein, nein, er habe alles, was er brauche, winkt Herbert ab, dessen Alter schwer zu schätzen ist.

Nicht alle der etwa 35 Obdachlosen, die sich am Abend des 29. November am Wiesbadener Luisenplatz gegenüber der Bonifatius-Kirche eingefunden haben, zeigen sich wortkarg. „Gut, dass ihr an uns denkt. Das können wir echt gut gebrauchen“, sagt einer. „Ich hatte Krebs und als ich wieder aus der Klinik kam, hat mir mein Vermieter gekündigt“, erzählt ein anderer, der Dieter heißt. Der Mittfünfziger, der sich seit dem Sommer auf der Straße durchschlägt und die Hoffnung auf ein normales Leben noch nicht aufgegeben hat, zieht an seiner Zigarette. „Irgendwann wieder eine eigene Wohnung, das wär‘ schön.“ Es wird sein erster Winter ohne Dach über dem Kopf werden. Die Vorstellung beunruhigt ihn. „Das Leben hier ist hart und ein täglicher Kampf. Mit Hängen und Würgen geht’s. Irgendwie werd‘ ich den Winter überstehen. Einen neuen Schlafsack hab‘ ich ja schon mal“, sagt er und lacht dabei. Dieter hat ein freundliches, sympathisches Wesen. „Ich find’s toll, dass ihr so eine Aktion hier macht. Vor euch zieh‘ ich den Hut“, verabschiedet er sich.

Seit 18 Uhr verteilen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Wiesbadener Katastrophenschutzeinheit des ASB Westhessen dort Schlafsäcke und Hygienesets an Obdachlose. Die Schlafsäcke sind besonders strapazierfähig und wärmen bis –15 Grad Celsius. Die Hygienesets enthalten alles Notwendige wie Zahnbürste, Zahnpasta, Rasierer, Duschbad und Shampoo.  „Außerdem versorgen wir die Betroffenen mit einem Gemüse- und einem Kartoffeleintopf“, berichtet Edwin Marneth, ASB-Vorstandsmitglied und stellvertretender Leiter des Wiesbadener Katastrophenschutzes, der für die ASB-Kältehilfe-Aktion in Wiesbaden verantwortlich ist. Für manche ist es die erste warme Mahlzeit an diesem Tag. Zu trinken gibt es heißen Tee. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt eine willkommene Zugabe. Die Stimmung ist ruhig und entspannt, vereinzeltes Gelächter ist zu hören, einige kleine Grüppchen haben sich gebildet. Der ASB hat einen Pavillon mit Bierbänken und –tischen aufgebaut. Dort sitzt man zusammen, redet, genießt Suppe und Tee, raucht.

Gegen 20.00 Uhr packt der ASB zusammen und macht sich für den Rückmarsch fertig. „Kommen Sie gut durch den Winter. Ich drücke Ihnen ganz fest die Daumen. Und passen Sie gut auf sich auf“, wünscht ein ASB-Helfer noch. Die ASB-Helferinnen und Helfer fühlen sich an diesem Abend einmal mehr in ihrem ehrenamtlichen Engagement bestätigt. „Wir hoffen, dass wir die prekäre Lage von Obdachlosen mit unserer Kältehilfe-Aktion etwas entspannen konnten und sie alle die kalte Jahreszeit gut überstehen. Für Menschen in Not da zu sein und schnell und pragmatisch zu helfen, das macht die Samariter aus. Mein Dank gilt allen, die sich hier und heute so großartig engagiert haben“, resümiert Gerhard Lang, 1. Vorsitzender beim ASB Westhessen, einen nicht alltäglichen Einsatz. „Auch im nächsten Winter werden wir die Obdachlosen wieder unterstützen“, verspricht er.

Kai Oppenländer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit