Junge Lebensretterin
„Wir müssen uns beeilen, wir sind schon zu spät“, ruft es durch das Haus. Doreena Dannat ist dabei, sich für die Jugendfreizeit ihrer Kirchengemeinde fertig zu machen, ihr Vater möchte sie zum Treffpunkt fahren. Doch plötzlich Schreie, die Geschwister von Lukas (18) stürmen ins Haus und rufen wild durcheinander „Luki, ist umgekippt, kommt schnell, bitte“!
Luki, so wird Lukas genannt, ist mit den Dannats befreundet. Doreena und ihre Eltern machen sich sofort auf den Weg zum nahe gelegenen Feld. Es ist Freitag der 26.07.2019 14:30 Uhr, ein heißer Ferientag. Vor wenigen Minuten hat Lukas mit seinen Geschwistern noch fröhlich auf dem Feld in Taunusstein Neuhof gespielt, als ein unentdeckter Herzfehler einen Herz-Kreislauf-Stillsand auslöste. Wenige Augenblicke später treffen Doreena (15) und ihr Vater Christian (42) bei Lukas ein. Auf dem Weg konnte Vater Christian den Notruf absetzen und den Vater von Lukas informieren.
Der Zustand von Lukas, der schon bleich im Gesicht und ohne Atmung war, löste zunächst ein beklemmendes Gefühl bei allen aus. „Ich wusste nicht, was ich tun soll“, so Christian. Doch jemand wusste genau Bescheid, was zu tun ist. Doreena hat vor zwei Jahren einen Schulsanitätsdienstlehrgang an der Freien Christlichen Schule Wiesbaden absolviert. Der Schulsanitätsdienst wird dort durch Roland Fuhrmann vom Arbeiter-Samariter-Bund betreut. 35 Std. Lehrgang mit Abschlussprüfung haben sie genau für so eine Situation bereit gemacht.
Lukas wurde schon in die Stabile-Seitenlage gedreht, doch Doreena stellte schnell fest, das keine Atmung mehr vorhanden war. Die dazu geeilte Mutter von Doreena sagte noch: „Mach irgendwas, nur mach was.“ „Wir müssen mit der H-L-W (Herz-Lungen-Wiederbelebung) anfangen“, dirigierte Doreena und legte direkt los. Christian war sich unsicher, wie man das macht, denn sein Erste-Hilfe Kurs lag viele Jahre zurück, vom Führerschein noch. Doreena leitete ihren Vater in den Maßnahmen an, die er zu tun hatte. „Nase zudrücken, überstrecken und durch den Mund zweimal beatmen!“ Für Doreena war das hier anders als auf der Übungspuppe die H-L-W durchzuführen. Jetzt war es echt, kein Spiel. „Bei der Übung an der Puppe haben wir gelacht und nach zwei Minuten war ich k.o.“ Doch jetzt dauert es mehr als 8 Minuten bis der Rettungsdienst da war. „Ich wollte schon aufgeben“, so Christian. Doch nicht Doreena, sie hat allen Mut gemacht durchzuhalten: „Macht weiter, macht weiter, wir müssen so lange weitermachen, bis der Rettungsdienst übernimmt.“
Als nach langen Minuten der Rettungsdienst endlich am Einsatzort ankam, rief das Personal noch beim Aussteigen, dass sie weitermachen sollen, bis sie mit ihrem Einsatzgerät wirklich beim Patient sind und lückenlos übernehmen können. „Gott hat mir die Kraft gegeben durchzuhalten“, so Doreena. Ihr Glaube an Gott, die Nächstenliebe und für andere Menschen da zu sein, motivierte sie, sich damals beim Schulsanitätsdienst an ihrer Schule anzumelden.
Christian sah, wie seine Tochter während sie drückte weinte, betete und allen anderen Mut zusprach: „Ohne ihre Ausbildung hätten wir dem jungen beim Sterben zugesehen.“ Zweimal Defibrillierte der Rettungsdienst, bis sie bei Lukas wieder einen Puls war nehmen konnten.Noch heute liegt Lukas im Krankenhaus doch die Ärzte sagen, dass Lukas ohne bleibende Schäden aus dem Krankenhaus entlassen werden wird, so Fuhrmann. Der Herzfehler wurde durch eine OP korrigiert.
Für Doreena bestätigte sich damit ihr Berufswunsch eine Notfallsanitäterausbildung beim ASB anzufangen. Christian und der Vater von Lukas möchten demnächst einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. Mit etwas Verspätung ging es für Doreena an diesem Tag zur Jugendfreizeit, wohlwissend, es hat was gebracht. Ihr Vater schickte ihr eine SMS, dass Lukas lebt. Am Abend sagte Christian zu seiner Frau: „Wenn mir mal so etwas passiert, dann hoffe ich, dass Doreena da ist.“
Die Freie Christliche Schule Wiesbaden ist eine von 17 Schulen die der ASB Regionalverband Westhessen mit der Schulsanitätsdienstarbeit seit vielen Jahren betreut.
rf